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Was für ein Deal! 55% für mich - 55% für ihn Mr. William Vanderpump <[email protected]>
DRINGENDES GESCHÄFTSVORSCHLAG. Frohes Wochenende Lieber Freund. Wie geht es dir und deiner Familie? Ich hoffe, dass meine Brief heute Ihrer besten Laune entspricht. Meine Name ist Herr William Vanderpump, Co-Präsident bei UBS London. Ich habe jetzt eine Gelegenheit in meiner Bank, von der wir beide profitieren werden. Mein verstorbener Kunde, die verstorbene Frau Therese Brouwer, hat achtzehn bis fünf Millionen Pfund Sterling aufgegeben. Sie ist eine deutsch-niederländische Bankkauffrau, die bei einem Flugzeugabsturz mit ihrer ganzen Familie ums Leben gekommen ist. Wenn sie mit mir zusammenarbeiten, werde ich meine Position als Leiter der Bank nutzen, und ihre erforderlichen Informationsunterlagen zu übermitteln, damit wir das Geld zu 55 % an meine und zu 55 % an Sie weitergeben können. Wir werden es fertig bekommen und das Geld innerhalb von fünf Werktagen auf ihrem Bankkonto teilen. Dein Herr William Vanderpump. Mami, d' 6. Klässler hei gäng d' Handys derbi. Drum het d Schuelleiterin geschter gseit, ab sofort gilt es gschtrickts Händyverbot. Kinder haben bessere Ideen als vor der Kiste zu sitzen. Zum Beispiel Postkarten malen und für einen guten Zweck verkaufen.
Der Polizeiflyer hat bei Luisa (7) Eindruck hinterlassen. Sie ist heute bereit, wenn es einen Verdacht zu melden gibt ... und hat für alle Fälle auch gleich die Nummer vom Krankenauto notiert.
Mein erster Ferientag am Strand - endlich. Die Meeresoberfläche glitzert unter der Sonne, die Wellen beruhigen meine Seele, alle Anspannung fliegt davon. Und dann schrillt es zum ersten Mal in mein Ohr, dieses unerträgliche Lachen. Meine Nackenhaare reagieren sofort. Das Lachen übertönt die Wellen, immer wieder. Ich suche die Urheberin der unschönen Töne, und beobachte sie unter der Krempe meines Sonnenhuts hervor. Sie läuft am Strand hin und her, peilt ihre Opfer an, redet und lacht und redet und lacht. Sie redet mit allen - auch mit denen, die keine Lust auf ein Gespräch haben. Ein Schwatz mit Liegestuhl-Nachbarn in Ferienstimmung ist eigentlich etwas Schönes. Die Sonne und die Drinks machen alle glücklich und so manches Gespräch unter dem Sonnenschirm hat schon zu einer schönen Ferienfreundschaft oder einem kleinen Flirt geführt. Sie lässt aber kein Gespräch entstehen. Sie wartet nicht auf das kleine Lächeln, auf den ersten Blickkontakt, auf die Gelegenheit. Sie erzwingt im Minutentakt "Gespräche" und torpediert mit ihrem schrillen Lachen die ganze Ferienstimmung. Wer kann, flüchtet, sobald sie sich nähert. Was diese Frau tut, ist pure Belästigung. Schnell haben wir ihr einen passenden Übernamen gegeben. "Die Rote Zora kommt“, wird zum Alarmsignal und bedeutet: Sofort flüchten. Hinter die Strandbar, in die Dusche, schnell rein ins Meer oder verstecken hinter Sonnenbrille und Buch. Aber selbst wenn sich alle potenziellen Opfer verkrümelt haben, findet die Rote Zora „Gesprächspartner“. Sie kennet keine Grenzen, auch keine sprachlichen. Sie bequasselt den indischen Verkäufer mit den bunten Tüchern ebenso wie den kenianischen Sonnenbrillenmann und den jungen Spanier an der Bar. Alle drei können nicht fliehen, der Strand ist ihr Arbeitsplatz und die Sterne des Hotels verlangen nach Contenance. Also lachen sie tapfer mit, denn immerhin kauft Zora fleissig bei ihnen ein. In nur wenigen Ferientagen erfahren sämtliche Badegäste im Umkreis von 50 Metern alles über die Rote Zora. Über ihre Enkel, deren Mütter, also ihre wunderhübschen Töchter und über die beruflich erfolgreichen Schwiegersöhne. Über die letzten und die vor- und vorvorletzten Ferien, die Einrichtung des Hotelzimmers, die Sauberkeit der Böden, die verkalkte Duschbrause, die Lichtdurchlässigkeit der Vorhänge... Glücklicherweise erzählt sie auch jedem, dass ihr Mann eine Wasserratte und sie wasserscheu sei. So wird das Meer für viele am Strand der Fluchtort schlechthin. Wenn die Rote Zora einen Tag lang nicht am Strand erscheint, geniessen alle die Ruhe. Am nächsten Tag hat sie aber dann um so mehr zu erzählen: über den gestrigen Ausflug ins Landesinnere, die Schlangen, die tollen Gespräche mit Einheimischen (😂)die Bar mit dem feinsten Kaffee, die Fische im Meer und auf dem Teller. Und damit auch wirklich niemand etwas verpasst, wiederholt sie alles mehrmals, sehr laut und sehr deutlich. ALLES. Ihre Sprache wählt sie dabei ganz unabhängig von der Muttersprache des jeweiligen Gegenübers. Das italienische Ehepaar, die drei jungen Engländer und die russische Familie... sie alle verstehen kaum, was Zora von sich gibt, das scheint ihr aber ganz egal zu sein. Sie referiert unbeirrt und pausenlos weiter, in ihrem beängstigenden Mix aus Aargauerdialekt und Hochdeutsch Fédéral, angereichert mit englischen und italienisch klingenden Brocken. Wir deutschsprachigen Opfer sind die einzigen, die mitbekommen, was sie alles von sich gibt, was überhaupt kein Vorteil für uns ist. Als die Rote Zora an ihrem letzten Ferientag den dritten Drink bestellt, streicht sie mit ihrer Hand sinnlich durch die leuchtend rote Fransenpartie ihrer Frisur. Die hintere Hälfte (der Frisur) ist braun und kurz wie ihr Leoprint-Strandkleid. Der Barmann hinter dem Tresen lacht noch einmal wacker mit und fragt, ob sie nicht lieber einen Kaffee möchte. Ihr Kommentar: "Giv mi numä dä Drink. Hauptsach hi is not zu schtrong für mi!" Und dann lacht sie wieder dieses Lachen. Und wieder. Und wieder. Schöne Ferien allerseits! In meiner Stadt gibt es ein Selbstbedienungsrestaurant, das nicht besonders gemütlich ist. Trotzdem bin ich öfter da, weil die ein richtig feines Thai Curry machen. Die Schärfe brennt gerade so, dass es noch Spass macht. Das Gemüse ist frisch und knackig, besonders die hellen Sojasprossen, die im Rot der Sosse schwimmend wunderbar aussehen. Einfach yummy.
Am Dienstag war ich mal wieder da und freute mich auf mein geliebtes Curry. Noch konnte ich nicht ahnen, was gleich passieren würde. Ich wünschte, ich hätte es einfach nicht gesehen.. Die veganen Rippen schmecken mir nicht so, die Fischstäbchen ohne Fisch sind aber richtig gut - der Geschmack und sogar die Konsistenz sind ein wenig fischig. Aber warum werden ganz und gar pflanzliche Produkte als solche beworben und gleichzeitig so tierisch angepriesen? Sollen sie Teilzeit-Vegis wie mir das Verzichten erleichtern? Oder gibt es auch "echte" Vegetarier und Veganer, die "Grill Ribs" mögen, weil sie suggerieren, doch irgendwie Fleisch zu sein...
Im Zentrum von Lausanne fotografiert. Ein ungewöhnlicher Name für eine Kunstgalerie. Was wohl HEHE bedeutet? Kann jemand Chinesisch? Oder ist das Japanisch? Ein Kollege aus Basel hat die Frage beantworten können (siehe unten) Merci, Leo. Leo ist mit einer Chinesin verheiratet. Seine Erklärung:
"Die beiden Zeichen links bedeuten zusammen "Harmonie" (im daoistischen Sinne), ausgesprochen hehe (beide Silben mit offenem ö und im 2. Ton, d.h. aufsteigende Betonung). Ist also der Name des Geschäfts. Die Zeichen rechts bedeuten "Antiquitäten", ausgesprochen gǔdǒng (erste Silbe im 2., zweite Silbe im 3. Ton, d.h. erst abfallend, dann ansteigend)." Die vier chinesischen Töne in aller Kürze erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=b9RPzlRIDEs Meine Grossmutter hat die Teigwaren immer ganz weich gekocht - Grossvater mochte sie so am liebsten. So ist mein Vater mit verkochter Pasta gross geworden und bis heute mag er „al dente“ gar nicht gern. Gewohnheiten prägen unseren Geschmack, das ist beim Kochen und Essen so, und auch beim Lesen und Schreiben. Müssen wir uns in der Ausbildung oft durch Texte in verschachteltem Fachchinesisch kämpfen, werden wir diesen Schreibstil wahrscheinlich auch in unserer Diplomarbeit pflegen. Ob Sie Wiener Schnitzel oder Weisswein-Risotto bevorzugen, ist ebenfalls eine Frage des Geschmacks und darüber lässt sich bekanntlich streiten. Aber: Wie das Schnitzel fachgerecht paniert und gebraten werden soll, damit es richtig lecker schmeckt, darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Es gibt Standards, was die Qualität von Speisen angeht: Ein Schnitzel soll innen saftig und aussen mit Kruste serviert werden, Risotto mögen wir cremig und mit Biss. Wer Kochen will, lernt die Grundtechniken des Kochens. Wer Schreiben will, lernt die Grundtechniken des Schreibens. Starke Texte haben einen Job Nur wenn wir wissen, an wen sich ein Text richtet und was wir mitteilen oder bewirken wollen, können wir Inhalt und Tonalität dem Verwendungszweck anpassen. Eine minimalistisch-prägnante Sprache ist in der Gebrauchsanweisung Gold wert, in einer Jubiläumsansprache wirkt dieser Sprachstil aber unfreundlich. Auch hier liegt der Vergleich mit dem Kochen nahe. Auf einer pompösen Hochzeit im Schloss scheint uns eine Cervelat auf dem Kartonteller skandalös, am Waldfest ist sie genau das Richtige. Kochkurse machen wir, um neue Rezepte auszuprobieren, spannende Zutaten zu entdecken und Inspiration zu finden. Und natürlich, um am Ende etwas besser zu werden. Aus den gleichen Gründen können Sie einen Schreibkurs besuchen. Was Sie lieber essen, ist eine Frage des Geschmacks. Sie mögen Pasta verkocht? Gut, das ist Ihre Sache. Aber wenn Sie für Gäste kochen, werden sie denen wohl nicht unbedingt verkochte Spaghetti servieren, oder? Denn was "gut gekocht" bedeutet, darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Wie bei Speisen gibt es auch für Texte Qualitätsmerkmale und Techniken für's Schreiben. Was schafft Klarheit, was bedeutet bildhaftes Schreiben, wie nehmen wir Leser mit durch einen Text und wie schaffen wir Spannung? Das und noch viel mehr können Sie lernen, genauso wie das Kuchenbacken und Sushirollen. Mit etwas Training brodeln bald nur noch starke Texte in Ihrem Kochtopf. |
Andrea Lämmli-Rudolf - Texterin mit eidg. Fachausweis - 4500 Solothurn
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